Hornhautgeschwüre machen die Mehrheit der Augenarztbesuche bei Pferden aus. Sie sind meist traumatischen Ursprungs und haben meist eine gute Prognose, erfordern jedoch eine angemessene Behandlung und eine strenge Nachsorge.
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Was ist ein Geschwür und wie wird es diagnostiziert?
Der Augapfel besteht aus zwei Teilen, der Lederhaut (das Weiße im Auge) und dem Sehteil. Dieser wird von einer Hülle geschützt, die man Hornhaut nennt.
Da bei Pferden die Sklera kaum sichtbar ist, bedeckt die Hornhaut fast den gesamten zugänglichen Teil des Auges, selbst wenn die Augenlider weit geöffnet sind.
Ein Geschwür ist eine Erosion der Hornhaut, ähnlich wie eine Wunde auf der Haut. Die Analogie zu einer Wunde macht deutlich, dass ein Geschwür wie jede Wunde :
- ist in der überwiegenden Mehrheit traumatisch bedingt, obwohl einige viral bedingte Keratitiden Geschwüre verursachen können.
- kann mehr oder weniger tief sein
Die Symptome sind recht uncharakteristisch, das Auge ist meist geschlossen, schmerzt und es hat einen mehr oder weniger dicken Ausfluss.
Die Diagnose ist jedoch nicht so eindeutig wie bei einer Hautwunde. Da die Hornhaut durchsichtig ist, sind oberflächliche Verletzungen nicht immer leicht zu erkennen. Der Tierarzt verwendet dann einen Farbstoff, Fluorescein, der sich nur auf den oberflächlichen verletzten Teilen der Hornhaut festsetzt. Das Geschwür erscheint dann fluoreszierend grün auf dem Auge.
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Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Wie wir gesehen haben, entspricht ein Geschwür einer Wunde. Der Tierarzt wird daher versuchen, die Wundheilung zu verbessern und zu beschleunigen.
Die Hauptprobleme sind die sehr häufige Infektion der Hornhaut, verbunden mit starken Schmerzen, die zu Juckreiz führen und das Geschwür verschlimmern können.
Die häufigste Behandlung besteht darin, dem Pferd antibiotische und wundheilende Augentropfen zu verabreichen. Außerdem wird Atropin verschrieben, um die Pupille zu erweitern, die Schmerzen zu lindern und die Nachwirkungen zu begrenzen. Die Häufigkeit der Verabreichung ist in der Regel der Schlüssel zum Erfolg, was sich jedoch je nach Kooperationsbereitschaft des Pferdes und der Verfügbarkeit der Besitzer als schwierig erweisen kann.
Bei Pferden, die wirklich nicht auf eine lokale Behandlung ansprechen, kann der Tierarzt einen Subpalpebralkatheter legen. Dieser kleine, flexible Schlauch, der an der Mähne befestigt wird, endet unter dem Augenlid des Pferdes und ermöglicht es, häufig Augentropfen zu injizieren, ohne das Auge zu berühren oder zu öffnen.
Die lokale Pflege wird in der Regel mit systemischen entzündungshemmenden Medikamenten kombiniert, um die Schmerzen in den Griff zu bekommen.
Es kann vorkommen, dass die medizinische Behandlung fehlschlägt, wenn die Bakterien den Antibiotika entkommen oder wenn die Hornhaut atonisch ist, d. h. nicht heilt.
In diesem Fall kann der erste Schritt darin bestehen, unter Beruhigung und örtlicher Betäubung einzugreifen, um das Geschwür zu debridieren. Der Tierarzt wird die Hornhaut an den Rändern des Geschwürs entfernen, wenn diese lose sind, was die Diffusion der Augentropfen einschränkt. Er kann die Hornhaut auch skarifizieren, um die Wundheilung anzuregen.
Wenn das Geschwür zu tief ist oder nicht auf die bisherigen Behandlungen anspricht, ist die beste Option eine Operation.
Die Hornhaut lässt sich nicht so gut nähen wie die Haut, da sie zerbrechlich ist und leichter reißt. Die Operation besteht daher in der Durchführung eines sogenannten Bindehauttransplantats. Der Chirurg verwendet einen kleinen Bindegewebslappen (Innenseite des Augenlids), den er an der Hornhaut befestigt, um das Geschwür vollständig abzudecken. Dadurch wird die Hornhaut geschützt und ihre Vaskularisierung verbessert, was zu einer guten Heilung führt. Wenn das Auge geheilt ist, kann der Teil, der den Lappen mit dem Augenlid verbindet, abgeschnitten werden.
Bei einem perforierenden Ulkus, d. h. wenn die gesamte Hornhautdicke betroffen ist, was als "ausgestochenes Auge" bezeichnet wird, kann nur eine sehr frühe Operation das Auge retten, vorausgesetzt, es handelt sich um eine kleine Läsion.
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Wie geht es weiter? Nachwirkungen und Konsequenzen
Die meisten Geschwüre haben eine gute Prognose und hinterlassen keine bleibenden Schäden.
Vor allem bei tiefen Verletzungen kann das Pferd jedoch eine Narbe zurückbehalten. Dies geschieht in Form einer weißen Spur auf der Hornhaut. Sie stört das Pferd nicht, es sei denn, es handelt sich um ein sehr großes Pferd. Man kann die Belästigung mit der eines Schmutzes auf einem Brillenglas vergleichen.
Eine relativ häufige Komplikation ist die sekundäre Uveitis des Ulkus. Selbst wenn der Anfall während der Heilung des Geschwürs bewältigt wird, kann das Auge danach empfindlich und anfällig für wiederkehrende Uveitis werden.
Zur Vermeidung von Geschwüren wird eine halbsteife Schutzmaske dringend empfohlen. So werden Traumata vermieden, die z. B. durch einen Ast oder einen Dorn unter dem Augenlid verursacht werden.
Pauline Cantet, Pferdetierärztin.